Das Sonett „Alles ist eitel“ aus dem Jahr 1637 gehört zu den bekanntesten Gedichten des Barock. Es thematisiert Vergänglichkeit, Weltflucht und die Illusion irdischer Beständigkeit. Gryphius verarbeitet darin persönliche und historische Erfahrungen des Dreißigjährigen Krieges.
Im Folgenden eine vollständige, gut strukturierte Analyse.
1. Inhaltsangabe (Was sagt das Gedicht aus?)
Gryphius beschreibt in seinem Sonett die Vergänglichkeit alles Weltlichen. Egal ob Schönheit, Macht, Städte, Reichtum oder menschliche Leistungen – alles zerfällt und verblasst. Die Welt ist wie ein „Schatten“, ein „Rauch“, ein „Traum“.
Die zentrale Aussage lautet:
Nichts auf der Erde ist beständig – darum soll der Mensch sich nicht an irdische Dinge klammern.
Diese Haltung ist typisch für das barocke Denken mit seinem Fokus auf:
- Vanitas (Eitelkeit, Nichtigkeit)
- Memento mori (Gedenke des Todes)
- Carpe diem (Nutze die Zeit)
2. Aufbau und Form
- Das Gedicht ist ein Sonett (typisch für den Barock).
- 14 Verse, aufgeteilt in
- 2 Quartette (je 4 Verse)
- 2 Terzette (je 3 Verse)
- Das Reimschema ist regelmäßig (meist umarmender Reim im Quartett).
- Der Versmaß ist ein fünfhebiger Jambus, der für Ordnung und strenge Form im Barock steht.
Die strenge Form kontrastiert mit dem chaotischen, zerstörerischen Weltbild, das Gryphius beschreibt.
3. Sprachliche Mittel
Gryphius arbeitet mit einer Vielzahl barocker Stilmittel:
Metaphern & Vergleiche
- Die Welt sei ein „Schatten“, „Rauch“, „Traum“.
Verdeutlicht die Unwirklichkeit und Vergänglichkeit.
Antithesen
- Häufige Gegenüberstellungen wie „heute hoch, morgen wieder niedrig“.
Zeigen die Unbeständigkeit menschlicher Erfolge.
Personifikationen
- Städte und Bauwerke „verfallen“, „liegen in Asche“.
Machen die Vergänglichkeit lebendig und anschaulich.
Hyperbeln
- Übersteigerte Darstellungen von Zerstörung und Zerfall.
Wirken eindringlich und dramatisch – typisch für barocke Dichtung.
4. Barocke Weltanschauung im Gedicht
Das Gedicht spiegelt deutlich die Grundstimmung der Barockzeit wider:
- Unsicherheit und Leid des Dreißigjährigen Krieges (Zerstörung, Armut, Tod).
- Tiefe religiöse Verwurzelung und die Überzeugung, dass einzig Gott Bestand hat.
- Skepsis gegenüber weltlichem Glanz: Schönheit, Macht, Ruhm – alles ist vorübergehend.
Gryphius ruft indirekt dazu auf, sich nicht am Materiellen festzuhalten, sondern ein gottgefälliges Leben zu führen.
5. Interpretation: Was will Gryphius sagen?
Gryphius richtet eine Warnung und Erinnerung an den Menschen:
Alles, was wir erschaffen oder besitzen, ist vergänglich.
Nichts Irdisches bleibt: Schönheit verwelkt, Gebäude zerfallen, Ruhm vergeht.
Der Mensch sollte deshalb Bescheidenheit, Demut und geistige Werte pflegen.
Der Grundtenor ist pessimistisch, aber nicht hoffnungslos:
Hoffnung liegt im Glauben – nur das Göttliche ist ewig.
6. Fazit
„Alles ist eitel“ ist eine zeitlose Reflexion über Vergänglichkeit. Das Gedicht zeigt, wie stark die Erfahrungen von Krieg, Leid und Unsicherheit Gryphius geprägt haben. Mit eindrucksvollen Bildern ruft er zur Erkenntnis auf:
Das Leben ist kurz – orientiere dich an Werten, die bleiben.
Die Mischung aus klarer Struktur, dichter Bildsprache und tiefem religiösen Gedanken macht dieses Sonett zu einem der bedeutendsten Werke des deutschen Barock.
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